Über die Entwicklung des Veganismus, der Tierethik und der Tierrechtsbewegung

Der Zusammenhang zwischen Veganismus, Tierethik und Tierrechtsaktivismus

Die Tierrechte und der Veganismus sind spätestens seit Beginn der modernen Tierethik untrennbar miteinander verbunden. Dies ist zu einem großen Teil Peter Singer zuzuschreiben, der mit seinem 1975 erschienenen Werk Animal Liberation einen Klassiker der Tierrechtsbewegung schuf.

 

 

Doch auch wenn die eigentliche Tierrechtsbewegung erst seit wenigen Jahrzehnten existiert: die Grundlage für ihre Entstehung geht bis in die Antike zurück. Erste tierethische Ansätze stammen aus dieser Zeit. Ebenso hat der Vegetarismus eine lange Historie, was somit auch für seine konsequenteste Form, den Veganismus, gilt.

Die ethisch motivierte vegane Lebensweise und der Einsatz für Tierrechte gehören zwingend zusammen. Tierrechtsaktivisten fordern gewisse Grundrechte für nichtmenschliche Lebewesen ein; dazu gehören vor allem das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit sowie Freiheit. Denn wenn Tieren diese Rechte zugesprochen würden, würde ihnen kein Leid mehr durch die Erzeugung von Tierprodukten, die Durchführung von Tierversuchen oder andere Formen der Ausbeutung zugefügt. Selbstverständlich boykottieren Veganer deshalb soweit möglich alles, was zu unnötigem Tierleid führt.

Ebenso basiert die Tierrechtsbewegung auf tierethischen Theorien wie etwa dem Pathozentrismus. Empfindungsfähigen Wesen wird hier ein moralischer Eigenwert zugesprochen und ihre Interessen – z. B. keine Schmerzen zugefügt zu bekommen – sollen berücksichtigt werden. Weil sie Leid empfinden können, sind sie schutzbedürftig. Dies begründet die ethische Notwendigkeit von Tierrechten und auch dem Veganismus.

 

 Die Geschichte des Vegetarismus – eine kurze Zusammenfassung

Religiös und ethisch motivierter Vegetarismus in der Antike

Der Vegetarismus beginnt in Indien ab dem 8. Jh. v. Chr. durch die Entstehung einer Vorläuferform des Hinduismus. Einfluss auf die Verbreitung des Vegetarismus nimmt der Glaube an die Wiedergeburt und die Lehre des Karmas, nach der jede Handlung eine kausale Wirkung nach sich zieht und Leid möglichst verhindert werden soll.

Das Gewaltlosigkeitsprinzip Ahimsa entwickelt sich später zu dem höchsten ethischen Grundsatz der östlichen Religionen. Auch aufgrund dieses Prinzips leben viele Buddhisten und Jainisten vegetarisch.

Durch den Einfluss des Hinduismus bleibt der Vegetarismus jahrhundertelang bestehen. Aktuell sind 30-40 % der indischen Bevölkerung Vegetarier.

Im 6. Jh. v. Chr. sind die Orphiker die ersten Vegetarier im griechischen Altertum. Auch sie glauben an die Wiedergeburt. Darum essen sie auch keine Eier, denn sie sehen diese als beseelt an. Die Pythagoreer verzehren ebenfalls weder Fleisch noch Eier. Ihr Name geht auf Pythagoras (ca. 570-500 v. Chr.) zurück, der als Begründer des ethischen Vegetarismus gilt.

 

Der Vegetarismus im Zeitalter der Aufklärung

In Europa gerät der Vegetarismus lange Zeit in Vergessenheit, bis er im 17. und 18. Jh. wieder neue Wurzeln zu schlagen beginnt.
Sowohl antikes Wissen über den Vegetarismus als auch spirituelles Fasten und christliche Inhalte zur Askese sind in der Renaissance präsent. Das Wissen über diese Inhalte verbreiten religiös motivierte Personen und Kleingruppen.
Der Vegetarismus ist zu dieser Zeit überwiegend religiös-spirituell motiviert, beinhaltet aber auch tierethische Aspekte.

Im 18. Jahrhundert verbreitet sich durch den Beginn der modernen Naturwissenschaften zunehmend eine rationalistische Denkweise. So stellt man sich nun auch verstärkt die Frage, welche Vernunftpflichten der Mensch den Tieren gegenüber hat.

 

 

Der organisierte Vegetarismus des 19. und 20. Jh.

Im 19. Jahrhundert verstärkt sich die Ablehnung gegenüber dem exklusiv christlichen, naturalistisch-rationalistisch geprägten Menschenbild zunehmend.

Der Vegetarismus wird während des Zeitalters der Industrialisierung zu einer zentralen Strömung der Lebensreformbewegung. Vegetarismus und Tierethik werden nun immer bedeutsamer und man hat mehr und mehr das Tier um seiner selbst willen im Blick.

Es entstehen die ersten vegetarischen Verbände und 1944 in Leicester auch der erste vegane Verein, die Vegan Society. In den 1970er Jahren beginnt im angelsächsischen Raum die moderne Tierethik, die zu der Tierrechtsbewegung führt. Vegetarismus und Tierethik sind nun eng miteinander verbunden.

 

Erste Gedanken zur Tierethik

Die ersten Argumente und Gedankengänge, die man als tierethisch bezeichnen kann, lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Hier nun einige Beispiele dazu.

  • Die vegetarischen Jainas im antiken Indien sehen jedes Lebewesen als „eine gleichwertig existierende Einzigkeit“ an und setzen die Ahimsa-Lehre konsequent um. Sie vermeiden sogar, Kleinstlebewesen wie z. B. Insekten versehentlich zu töten.
  • Auch Pythagoras (ca. 570-500 v. Chr.) und Empedokles (490-430 v. Chr.) formulieren bereits tierethische Ansätze. Beide vertreten die Lehre der Seelenwanderung und sind deshalb gegen den Fleischkonsum. Aufgrund der physiologischen Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier gilt zudem das pythagoreische Gebot der Tierschonung, nach dem keinem Tier Unrecht getan werden dürfe. Empedokles ist der erste, der eine glückliche Urzeit beschreibt, in der Mensch und Tier friedlich miteinander leben und sich gegenseitig kein Leid zufügen.
  • Theoprastos (ca. 370-287 v. Chr.) lehnt Tieropfer ab, weil den Tieren durch ihre Tötung Unrecht zugefügt wird. Er ist vermutlich der erste, der die These vertritt, dass zwischen Menschen und Tieren eine Art Rechtsverhältnis besteht.
  • Plutarch (ca. 45-120) verfasst die ersten bis heute erhaltenen Schriften über den Vegetarismus und schreibt auch über Tierethik. Tierliebe und Tierwohl stehen bei ihm im Fokus. Als erster äußert er explizit, dass Tiere nicht zugunsten des menschlichen Nutzens existieren.
  • Für den Engländer Thomas Tryon (1634-1703) ist die vegetarische Ernährung u. a. mit Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gegenüber Tieren verbunden.
  • John Wesley (1703-1791) ermahnt die Menschen, einen mitleidigen und barmherzigen Umgang mit den Tieren zu pflegen.
  • Gustav Struve (1805-1870) gilt als der Begründer des Vegetarismus in Deutschland. Er ist aus tierethischen Gründen Vegetarier und vertritt eine Ethik, die alle Lebewesen achtet.
  • Der britische Lehrer, Reformer und Tierethiker Henry S. Salt (1851-1939) lehnt die Tötung von Tieren zur Fleischerzeugung aus tierethischen Gründen generell ab, weil die Schlachtung Leid erzeugt. Er tritt als Erster in seinem 1892 veröffentlichten Werk Animals’ Rights für Tierrechte ein.

 

Die Verbreitung des Veganismus schreitet voran

Inzwischen stoßen die Themen Vegetarismus beziehungsweise Veganismus, Tierethik und Tierrecht zunehmend auf gesellschaftliche Resonanz. Nicht zuletzt durch die Zunahme von veganen Produkten, Gastronomiebetrieben und Rezepten (online und im Printbereich) ernähren sich immer mehr Menschen pflanzlich oder leben konsequent vegan. Weltweit gibt es 500 Millionen Veganer, 1,58 Millionen davon leben in Deutschland.

Wenn du konsequent sein möchtest und auch deine Katze oder deinen Hund vegan ernähren willst, findest du dazu eine Vielzahl von Produkten in unserem Onlineshop.

Quellen:
Flöper, Yvonne: Die Begründung eines ethisch motivierten Veganismus auf der Basis des Gleichheitsprinzips nach Peter Singer (Masterarbeit)
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/445155/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-veganer/
https://veganivore.de/anzahl-veganer-statistiken-fakten/#7-wie-viele-veganer-und-vegetarier-gibt-es-auf-der-welt

Schreibe einen Kommentar