Was muss ich beachten, wenn ich meinen Hund vegan füttern will?

Warum es sinnvoll ist, auch seine Haustiere rein pflanzlich zu ernähren, kannst Du in unserem Blogartikel „4 gute Gründe für die vegane Ernährung von Hunden und Katzen“ nachlesen.

In diesem Artikel erhältst Du nun ausführliche Ratschläge von der Tierärztin Lisa Walther zur veganen Fütterung von Hunden. Sie beantwortet folgende Fragen:

  • Wie kann man herausfinden, ob das vegane Fertigfutter bedarfsdeckend ist?
  • Was muss man beachten, wenn man die veganen Futterrationen für seinen Hund selbst zubereiten will?
  • Wie kann man feststellen, ob der vegan ernährte Hund gesund ist?

 

 

Ein ausführlicher Ratgeberartikel der Tierärztin Lisa Walther über die rein pflanzliche Hundeernährung

In Deutschland ernähren sich 1,41 Millionen Menschen vegan (Stand 2020). Sie verzichten komplett auf den Konsum tierlicher Produkte. Dem eigenen Vierbeiner seine tägliche Fleischportion zuzubereiten, fällt vielen Veganern sehr schwer. Immer häufiger wird deshalb auf rein pflanzlich zusammengesetzte Futtermittel zurückgegriffen oder gar selbst der grüne Kochlöffel geschwungen. Doch ist eine vegane Ernährung unserer Lieblinge überhaupt möglich und worauf sollte man dabei achten?

Entgegen der Meinung vieler Kritiker ist es durchaus machbar, einen Hund vegan zu ernähren, ohne dass dieser einen Mangel erleidet. Mittlerweile ist die Zusammensetzung vieler pflanzlicher Rohstoffe gut erforscht. Die Nährstoffe, die ein Hund zum Überleben braucht, sind fast alle auf natürliche Weise verfügbar. Trotzdem ist es wichtig, die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse seines vierbeinigen Begleiters zu kennen. Sowohl bei der Fütterung eines Fertigfutters als auch bei der eigenen Rationsgestaltung kann man viele Fehler machen, die im schlimmsten Fall gesundheitliche Auswirkungen haben.

 

Wie kann ich selbst beurteilen, ob ein veganes Fertigfutter bedarfsdeckend für meinen Hund ist?

Als mündiger Tierbesitzer sollte man darüber informiert sein, was die Deklaration auf der Verpackung bedeutet.

Laut gesetzlich festgeschriebener Definition sind ausschließlich „Alleinfuttermittel“ in der Lage, den Bedarf an allen notwendigen Nährstoffen in der richtigen Menge zu decken. „Einzel“-und „Ergänzungsfuttermittel“ erfüllen diesen Anspruch nicht. Ihnen müssen Zutaten beigefügt werden, um einen Mangel zu vermeiden. Bei der Berechnung entsprechender Rezepte sind spezielle Ernährungsberater für Kleintiere behilflich.

Anhand der Zutatenliste kann man sich einen Eindruck von der Zusammensetzung des Futters machen. Verschiedene Rohstoffe stehen im Verdacht, Krankheiten zu verursachen. So möchten viele Hundehalter auf die Fütterung von glutenhaltigem Getreide verzichten, da diese immer häufiger als Allergieauslöser in den Blickpunkt geraten.

Auch Zusatzstoffe werden auf dem Etikett des Fertigfutters aufgelistet. Hierunter befinden sich die Stoffe, die nicht oder nicht ausreichend durch die pflanzlichen Zutaten geliefert werden konnten. Veganen Alleinfuttermitteln sollte zum Beispiel immer Taurin zugefügt sein. Auch der Zusatz anderer essentieller Stoffe wie Vitamin B12, Carnitin, Kupfer, Zink und einiger Aminosäuren lässt sich in der Regel nicht vermeiden. Fehlen Zusatzstoffe auf der Deklaration, die ein Alleinfuttermittel ausweist, ist es ratsam, einmal genauer bei den Herstellern nachzufragen und gegebenenfalls fehlende Stoffe zu ergänzen.

Interessant zu wissen: Die Verwendung von Zusatzstoffen ist auch bei nicht-veganen Futtermitteln unumgänglich und kein Merkmal mangelnder Qualität!

 

Worauf muss ich achten, wenn ich das vegane Futter für meinen Hund selbst zubereiten möchte?

Wie bereits erwähnt, gibt es viele hochwertige Rohstoffe auf pflanzlicher Basis, die den Hund mit gut verdaulichen Nährstoffen versorgen. Man sollte allerdings beachten, dass sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss verschiedener Stoffe gesundheitliche Probleme verursachen kann. Welche Zutat in welcher Menge verfüttert werden kann, sollte nicht willkürlich, sondern durch einen Ernährungsberater bestimmt werden.

Ganz allgemein kann man sagen, dass eine optimale vegane Ration aus gut verwertbaren Eiweiß-Lieferanten, qualitativ hochwertigen Kohlenhydraten und günstig zusammengesetzten Fetten besteht. Dabei verfügen Soja und Lupinen über eine gute Aminosäurenzusammensetzung. Kartoffeln, Süßkartoffeln, aber auch Pseudogetreide wie Amarant, Quinoa und Buchweizen liefern neben verschiedenen Vitalstoffen viel Energie. Öle wie z. B. Leinöl, Nachtkerzenöl und Distelöl wirken u. a. positiv auf die Haut, das Fell und das Immunsystem. Erst langsam in den Fokus gelangen die Fettsäuren EPA und DHA, die vom Hund aus Alpha-Linolensäure synthetisiert werden können, aber in natürlicher Form fast ausschließlich in Algen und Fisch vorkommen. Da die Syntheseleistung unserer Vierbeiner wahrscheinlich begrenzt ist, sollten in guten veganen Rationen EPA und DHA-haltige Algenprodukte ergänzt werden.

Eine günstige Auswirkung auf den hündischen Organismus haben viele Obst- und Gemüsesorten, die neben Fasern und Ballaststoffen auch zahlreiche Vitamine sowie Mengen- und Spurenelemente enthalten. Für eine optimale Verwertung sollten diese geraspelt, gemixt oder gekocht werden.

Beim Kochen gilt: Alle Zutaten, die auch vom Menschen erhitzt werden (Kartoffeln, Reis, Hirse usw.), sollten für unsere Vierbeiner ca. doppelt so lange im Wasserbad verbringen. So erreicht man die bestmögliche Verdaulichkeit.

Natürlich muss außerdem beachtet werden, dass einige Obst- und Gemüsesorten giftig sind und unter keinen Umständen im Futternapf landen dürfen! Hierzu zählen Zwiebeln, Knoblauch, Weintrauben, Rosinen, Avocados und rohe Kartoffeln.

Genau wie beim Fertigfutter müssen auch bei selbst zubereiteter Nahrung einige Stoffe zugesetzt werden. Hierfür gibt es spezielle Nahrungsergänzungsmittel in Pulverform, die Taurin und Co. liefern.

 

 

Wie kann ich herausfinden, ob mein Hund trotz veganer Ernährung gesund ist?

Unglücklicherweise wird der Einfluss der Ernährung auf die Gesunderhaltung unserer Haustiere noch häufig unterschätzt. Tatsächlich gibt es wissenschaftlich ermittelte Höchst- und Mindestwerte für alle relevanten Nährstoffe.

Es stellt sich die Frage, welche Tests eine Aussage darüber zulassen, ob der Hund durch seine Ernährung gut versorgt wird. Viele Tierärzte bieten dazu die Erstellung spezieller Blutbilder (häufig „Barf-Profil“ genannt) an, die aufzeigen sollen, ob alle Nährstoffe in der richtigen Menge zugeführt werden. Die Ergebnisse sind in der Regel leider nicht sehr aussagekräftig. Auf Kosten verschiedener Organfunktionen wird der Blutspiegel auch bei signifikantem Mangel oder Überschuss häufig noch über Jahre konstant gehalten. Dadurch können beispielsweise Knochen durch Abbau von Kalzium instabil werden, die Werte im Blut liegen aber noch im Referenzbereich. Dass tatsächlich etwas nicht stimmt, fällt häufig erst auf, wenn bereits Schäden entstanden sind. Sinnvoller ist es, im großen Blutbild u. a. die Organparameter zu überprüfen. Dadurch erhält man Hinweise darüber, ob Niere, Leber, Schilddrüse und andere Organe noch gut funktionieren. Alle können durch eine ungünstig zusammengesetzte Ration Schaden nehmen.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollte die selbst praktizierte Fütterungsmethode von Beginn an kritisch hinterfragt werden.

Kann es sich bei meinem veganen Fertigfutter tatsächlich um ein Alleinfuttermittel handeln? Falls ich die Nahrung selbst zubereiten möchte, sollte ich mir Fragen stellen wie z. B.: Gibt es in meiner Nähe einen auf Tierernährung spezialisierten Fachmann? Ist dieser offen gegenüber der veganen Ernährung? Hat er Erfahrung? Die Rationsüberprüfung und ihre ggf. notwendige Anpassung durch ein Computerprogramm stellt den aktuellen Goldstandard bei der Beurteilung der Fütterungsqualität dar. Sie ist noch immer den anderen Testmethoden überlegen.

 

Fazit: Nichts spricht gegen eine gut geplante vegane Ernährung von Hunden

Werden die genannten Punkte beachtet, so steht die pflanzenbasierte Fütterung anderen Methoden in nichts nach. Unsere Hunde sind keine Wölfe mehr und haben sich der menschlichen Ernährungsweise angenähert. Die Verdauung gut aufgeschlossener pflanzlicher Rohstoffe stellt für den Hundedarm kein Problem dar. Die bedarfsgerechte Versorgung mit allen Nährstoffen ist durchaus machbar. Das Feedback zahlreicher Besitzer bestätigt, dass auch die vegane Ernährung einem gesunden, glücklichen und vor allem langen Hundeleben nicht entgegensteht.

Die Autorin dieses Artikels ist die Tierärztin Lisa Walther, erreichbar unter der E-Mail-Adresse info@dietpet.vet.

Hier findest Du weitere Infos zum Thema:
„Welche Erfahrungen machen Tierärzte mit veganer Hundeernährung?“
Prof. Dr. Iben von der VetMed Wien über vegane Hundeernährung

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